Brauche ich eine Berufsunfähigkeitsversicherung?
Heute befasse ich mich mit der Frage über den Sinn oder Unsinn einer privaten Berufsunfähigkeitsversicherung. Vielleicht denken jetzt viele von Ihnen bei der Überschrift, „nicht schon wieder“ oder „ist doch ganz klar“. So klar ist es jedoch vielen Menschen noch nicht. Aus diesem Grund heute ein Artikel zu dem Thema Arbeitskraftabsicherung.
Warum Arbeitskraftabsicherung und nicht Berufsunfähigkeitsversicherung?
Bevor ich zum Hauptthema komme, erlauben Sie mir einen kurzen Exkurs. In meinen Beratungen spreche ich lieber von Arbeitskraftabsicherungen als von der reinen Berufsunfähigkeitsversicherung. Warum? Einfach gesagt, weil mehr dazu gehört als „nur“ eine Berufsunfähigkeitsversicherung abzuschließen.
Kurz ein paar grundlegende Sachverhalte…
Zuerst einmal sind Sie nicht sofort berufsunfähig, sondern im Regelfall erst mal krank. Wenn diese Krankheit dazu führt, dass Sie länger als 6 Wochen ausfallen, bekommen Sie Krankengeld von Ihrer Krankenkasse. Dieses beträgt in der Regel 70 % Ihres letzten Bruttoeinkommens, höchstens 90 % des Nettoeinkommens. Das Krankengeld erhalten Sie längstens für 78 Wochen.
Und dann?
Nach den 78 Wochen bleibt dann nur der Antrag auf gesetzliche Erwerbsminderungsrente bei der Deutschen Rentenversicherung Bund (DRV).
Richtig gelesen, Sie bekommen als staatliche Versorgung eine „Rente wegen verminderter Erwerbsfähigkeit“ und keine Berufsunfähigkeitsrente. Im Zuge der Rentenreform wurde vor 20 Jahren die staatliche Berufsunfähigkeitsrente abgeschafft. Lediglich die Erwerbstätigen Personen, die vor dem 02.01.1961 geboren sind, haben einen Bestandsschutz.
Wer bekommt die gesetzliche Erwerbsminderungsrente?
Wer nur weniger als drei Stunden am Tag arbeiten kann, erhält die volle Erwerbsminderungsrente. Wer noch drei bis sechs Stunden am Tag arbeiten kann, hat Anspruch auf die halbe Erwerbsminderungsrente. Laut DRV beträgt die volle Erwerbsminderungsrente durchschnittlich 827 Euro.
Hinzukommt, dass Sie in den letzten fünf Jahren vor Eintritt der Erwerbsminderung mindestens 36 Monate Pflichtbeiträge eingezahlt, sowie die allgemeine Wartezeit von 60 Monaten erfüllt haben müssen.
Und genau aus diesen Gründen spreche ich von Arbeitskraftabsicherung, da es ein zu komplexes Thema ist, um es nur auf die Berufsunfähigkeit zu reduzieren.
Was sagen Sie? Brauchen Sie eine Berufsunfähigkeitsversicherung?
Statistisch beträgt die gesetzliche volle Erwerbsminderungsrente 28% des letzten Bruttoeinkommens. Reicht Ihnen das aus, um Ihren Lebensstandard zu halten und Ihre Fixkosten zu bedienen?
Des weiteren werden etwa 40 Prozent der Anträge abgelehnt, viele der EM-Renten werden zudem grundsätzlich auf bis zu drei Jahre befristet bewilligt.
Im Versicherungsvertragsgesetz (§ 172 II VVG) ist die Berufsunfähigkeit, wie folgt geregelt:
Berufsunfähig ist, wer seinen zuletzt ausgeübten Beruf, so wie er ohne gesundheitliche Beeinträchtigung ausgestaltet war, infolge von Krankheit, Körperverletzung oder mehr als altersentsprechendem Kräfteverfall ganz oder teilweise voraussichtlich auf Dauer nicht mehr ausüben kann.
Die meisten privaten Lebensversicherer leisten, wenn Sie zu 50 Prozent für mindestens sechs Monate nicht im Stande sind Ihren Beruf auszuüben.
Meine Empfehlung ist klar. Ihr Einkommen sollte für den Fall einer längeren Krankheit sowie bei einer Berufsunfähigkeit abgesichert sein, so dass Sie Ihre monatlichen Fixkosten bedienen können.
Fazit
Es herrscht bei vielen Menschen immer noch der Irrglaube, dass wenn Sie aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr arbeiten können der Staat hilft und Sie sich keine Sorgen machen müssen. Dieses ist leider nicht so. Meiner Meinung nach ist die Erwerbsminderungsrente eine Grundabsicherung und sollte durch private Vorsorge ergänzt werden. Ich habe speziell hierzu ganzheitliche Konzepte entwickelt, welche die Arbeitskraft bis zum Altersrentenbeginn absichern. Natürlich ist dieses eine Frage des persönlichen Budgets. Mein Tipp ist dennoch, sparen Sie nicht bei der Absicherung Ihrer Arbeitskraft, denn diese ist gewissermaßen Ihr Vermögen.
Bei Fragen stehe ich Ihnen wie immer gern zur Verfügung.
Bis bald,
Ihr Florian Filipovic